November (I)

Rotorua - Ein Leben auf dem Vulkan

Schliesst Eure Augen, weitet die Nasenfluegel und stellt die Ohren auf Empfang! Zunaechst etwas fuer die Ohren: stellt Euch vor, ein blubbernder Topf mit Nudelwasser, eine dicke Tomatensuppe auf dem Herd, in der ab und zu Suppe glucksend in die Hoehe ploppt, ein Baby, das schmatzend seinen Brei vertilgt...habt Ihr's? Nun kommt die Nase: erinnert Ihr Euch noch an die Stickbomben in der Schule? Frische Landluft? Jau! Heisse Quellen, die schwefelig riechen, warme Matschpools, aus denen im Sekundentakt Matsch in die Hoehe fliegt, Geysire, aus denen das Wasser schiesst, grosse, heisse Becken , die leise vor sich hin brodeln...Augen auf! Farblich wird auch einiges geboten: rostrote Pflanzenreste, knatschorange-gruenes Wasser, schwarz-graue Quellen, gelbgruene Ablagerungen, rosa Kalkterassen und milchig-gruene Teiche. Dampfschwaden wabbern aus Erdloechern. Unterstuetzt werden die Eindruecke noch durch Namen wie "des Teufels Tintenfass" oder "Hoellentor". All das tritt in der Umgebung von Rotorua im Zentrum der Nordinsel zu Tage.

Der November begann untypisch...

wir machen einen Abstecher mit dem Bus ins Innere der Nordinsel nach Rotorua und Waitomo. In Rotorua mieten wir uns gar fuer ein paar Tage ein Auto und erkunden so die Welt der thermischen Aktivitaeten und die Unterwelt - Kalksteinhoehlen, in denen Tausende von Gluehwuermern leben. Doch gleich am zweiten Tag erfahren wir, warum wir das Fahrrad als Fortbewegungsmittel gewaehlt haben...die kurvigen Strassen motivieren das Eis in Laras Magen sich das Innere des Autos genauer ansehen zu wollen. Jonas Eis solidarisiert sich. Ziel dessen sind jedoch die Pixibuecher auf seinem Schoss. Die guenstigen Benzinpreise werden durch die Extra-Reinigungskosten aufgefressen. Auto vs. Rad: das Vogelzwitschern hoeren und die schwefeligen Gerueche riechen wir nur am Start- und Endpunkt. Das Wesentliche jedoch ist der groessere Aufwand Kontakt zu den Menschen aufzunehmen; dem koennen wir uns dagegen beim Radeln kaum erwehren...kaum stehen wir irgendwo mit unseren Raedern, sind auch schon die ersten Neugierigen da...."solche Fahrraeder haben wir ja noch nie gesehen!"

Waitomo - ein beleuchteter schweizer Kaese

Einzelne Hoehlen und ganze Netzwerke von Hoehlen, verbunden durch unteriridsche Fluesse...an jeder zweiten Ecke findet sich ein Eingang: vorausgestzt man kennt ihn. Die Waitomo Caves sind eine der meist besuchtesten Attraktionen Neuseelands; da mussten wir natuerlich auch hin! "Hoehlen gibt's doch auch in Europa!" Stimmt! In der Regel sind diese auch beleuchtet...aber nicht durch Tausende von Gluehwuermchen. Zusammen mit zehn weiteren Teilnehmern, alle mit Hlm und Kopflampe ausgeruestet, starteten wir unsere Expedition in die Unterwelt. Nach ein paar Ecken ist es vollkommen dunkel und der geringe Schein der Kopflampe laesst uns wuenschen, Batterien seien voll. Ein paar Meter weiter besteigen wir ein Schlauchboot, das uns weiter in die Tiefen traegt. "Licht aus!" Ploetzlich gleiten wir durch eine klare Sternennacht - magisch! Nach einer Weile nehmen wir neben den Lichtpunkten der Gluehwuermchen auch die Strukturen der Hoehle wahr; unser Auge hat sich an die Dunkelheit gewoehnt. Der Bach gluckst, in der Ferne rauscht ein Wasserfall. Lara und Jona sind fasziniert und wollen gar nicht wieder raus. Das Regenwetter animiert auch nicht gerade dazu... Aber wie heisst es so schoen in NZ:"wenn Dir das Wetter nicht gefaellt, warte einfach ein Stuendchen..." Vier Jahreszeiten an einem Tag sind keine Seltenheit...hatten wir auch schon: Knallesonne bei einem der Anstiege, Regen bei der Abfahrt und auf einmal war die Strasse weiss und es hagelte, schoene Regenboegen noch dazu. Bei solch Wetter laesst sich selbst unser wetterunempfindlicher Jona zur Regenhose und -jacke ueberreden.

Auf Richtung Osten...

Kaum haben wir Tauranga auf dem Weg zur Umrundung des Eastcape verlassen, sind die Regentage schnell vergessen. Einer der einsamsten Landstriche NZ's liegt vor uns. Lange Sandstraende wechseln sich mit traumhaften Felsenbuchten ab, undurchdringlicher Regenwald mit huegeligem Weideland. Nach den Staedten Whakatane (17000 EW) und Opotiki (8000 EW) beginnt unsere Reise in die Einsam- und Freundlichkeit. Alle 30 km findet sich eine Ansammlung von Haeusern, die Tankstellen-Tante-Emma-Laeden lassen unser Herz hoeher schlagen. Zunaechst sind unsere Tage vom Radfahren gepraegt, 40-50 km taeglich legen wir zurueck; die Kinder erfreuen sich an den CD's, die Anja - in weiser Voraussicht - aufgenommen hatte. Obwohl Jona eigentlich Frank's Geschichten vorzieht; bergauf ist dies allerdings recht atemraubend. Daneben lernen Lara und Jona englische Vokabeln (cow, pig, chicken...) und was uns sonst noch ueber den Weg laeuft...z.B. Kaka (ein brauner Papagei), Pipi (eine Muschelsorte), Kakapo (ein anderer Vogel). Die Menschen sind sehr freundlcih und willkommend. Hier bekommen wir Ziegenmilch, da frisch gefangenen Fisch geschenkt. Und wir tauchen immer weiter in Maoriland ein...

nach oben

...und hier gibt’s noch mehr Bilder.